Den Schweißrauch in der Atemzone der Schweißer unterhalb eines bestimmten Werts [1] zu halten, gehört bereits zu den üblichen Praktiken. Eine persönliche Arbeitsschutzausrüstung, Quellenabsaugung und allgemein eine gute Belüftung sind deshalb wichtige Voraussetzungen, um Schweißarbeiten so sicher wie möglich auszuführen. Insbesondere in diesen Zeiten, die ganz im Zeichen der Vermeidung einer weltweiten Ausbreitung von COVID-19 stehen, muss sich jeder bewusst sein, wie wichtig persönlicher Arbeitsschutz ist.
Schutzmasken, wohin man nur schaut
Menschen, die nicht nur draußen, sondern auch drinnen eine Schutzmaske tragen, sind allmählich ein vertrautes Bild. Wir waschen uns mittlerweile öfters unsere Hände und desinfizieren sie, um der Ausbreitung des Virus entgegenzuwirken. Studien zufolge weisen an COVID-19 erkrankte Menschen ernsthaftere Symptome auf als Menschen, die sich mit anderen Corona-Viren angesteckt haben. Es handelt sich somit nicht nur um eine andere „Art von Grippe“! Die Krankheit hinterlässt nämlich dauerhafte Spuren in den Lungen, im Herz und sogar im Gehirn, was zu chronischer Müdigkeit führt und anderen Langzeitwirkungen Tür und Tor öffnet[2].
Feinstaub in der Luft als Überträger
Berufsschweißer werden es sicher wissen: Schweißrauch ist ein Gemisch aus in der Luft enthaltenen Gasen und Feinstaub. Neuesten Studien zufolge, die im August 2020 im US-Magazin Nature Communications[3] veröffentlicht wurden, ist der in der Luft enthaltene Staub ein bei weitem besserer Überträger von Viren als Atemluft, vor der die Öffentlichkeit in diesem Zusammenhang immer gewarnt wird[4] [5]. Schweißer arbeiten in einer besonders staubigen Umgebung, wodurch in den täglichen Arbeitsabläufen zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden müssen.
Es ist wichtig zu wissen, dass nicht nur ganz normales Atmen uns zu einem leichten Opfer des Virus macht. Denn nicht nur Rauch, sondern auch Staub, Fasern und andere im Rauch befindliche mikroskopisch kleine Teilchen können Viren wie das Grippe- und Coronavirus enthalten und übertragen. Somit müssen Sie vermehrte Anstrengungen unternehmen, um Ihre Mitarbeiter und sich selbst vor dem Einatmen von Schweißrauch zu schützen.
Anhaftende Virenpartikel
Eine gut funktionierende Raumfiltration und ein vollständig funktionsfähiges Absaugsystem sind für die täglichen Schweißarbeiten das A und O. Dies muss sich wirklich jeder, der im Schweißbereich arbeitet, ganz klar ins Bewusstsein bringen! Jedes gute Unternehmen wird außerdem Vorsorgemaßnahmen für seine Schweißer treffen, da diese im Unternehmen eine ganz wichtige Rolle spielen. Jetzt, da wir wissen, dass auch Schweißrauch dazu beiträgt, Virenpartikel aller Art zu übertragen, können wir Maßnahmen ergreifen, um unsere diesbezügliche Exposition zu begrenzen. Die Viruspartikel heften sich an den Rauch und wandern mit diesem durch das Arbeitsumfeld. Je weniger Schweißrauch eingeatmet wird, umso sicherer sind Sie und Ihre Kollegen. Das ist zwar nichts Neues, aber es war noch nie so wichtig zu wissen wie gerade jetzt . Es wird somit dringend empfohlen, so viel Schweißrauch wie möglich abzusaugen und zwar direkt an der Entstehungsquelle und mit Hilfe der neuesten Lüftungstechnik!
Immer auf Nummer sicher gehen!
Das regelmäßige Einatmen von Schweißrauch reizt die Atemwege und Lungen, es erhöht das Risiko von Asthma, COPD, einer Schädigung der inneren Organe sowie von Lungenkrebs. Bei COVID-19 handelt es sich außerdem um eine neuartige Krankheit, die vor allem Menschen mit Vorerkrankungen – wie etwa COPD und Asthma – gefährdet. Der Einsatz von persönlicher Schutzausrüstung, einer Quellenabsaugung und von Belüftungseinrichtungen ist dadurch in diesen Tagen wichtiger als je zuvor.
Niemals ungeschützt arbeiten!
Viele Schweißer sind es gewohnt, sofort nach Abschluss der Schweißarbeiten ihre Atemschutzhelme abzusetzen und die Schutzhandschuhe auszuziehen. Vom Werkstück aufgestiegener Schweißrauch, der nicht vollständig durch eine Quellenabsaugung oder Absaugarme entfernt wird, kann jedoch mit einer möglicherweise viralen Belastung noch bis zu 64 Stunden in der Umgebungsluft enthalten sein! Aus diesem Grund muss eine zur Verfügung gestellte Quellenabsaugung auch vorschriftsgemäß genutzt werden. Steht keine Quellenabsaugung zur Verfügung, dann sind andere Lösungen zur Kontrolle von Schweißrauchansammlungen in der Umgebung zu berücksichtigen.
Dabei geht es nicht nur um den Schweißer selbst – sondern gleichermaßen um die Gesundheit und das Wohlbefinden aller anwesenden Personen. Denn wir alle können den mikroskopisch kleinen Partikeln im Schweißrauch ausgesetzt sein, die möglicherweise mit einem Virus belastet sind. Da diese unsichtbar sind, ist Vorsicht immer besser als Nachsicht!
[1] https://publications.iarc.fr/569
[2] Jennifer Couzin-Frankel (31. Juli 2020): „Vom 'Hirnnebel' bis zu Herzschäden - die anhaltenden Probleme von COVID-19 alarmieren Wissenschaftler." Quelle: https://www.science.org/content/article/brain-fog-heart-damage-covid-19-s-lingering-problems-alarm-scientists
[3] Sima Asadi, Nassima Gaaloul ben Hnia, Ramya S. Barre, Anthony S. Wexler, William D. Ristenpart, Nicole M. Bouvier: „Das Influenza-A-Virus ist über aerostatische Keimlinge übertragbar.“ Nature Communications, 2020; 11 (1) DOI: 10.1038/s41467-020-17888-w
[4] Nicht nur Atemtröpfchen, sondern auch Staub- und Faserpartikel in der Luft können das Coronavirus verbreiten. The Economic Times, (18. August 2020). Quelle: https://economictimes.indiatimes.com/magazines/panache/not-just-respiratory-droplets-airborne-dust-fibre-particles-can-also-spread-coronavirus/articleshow/77612466.cms?utm_source=contentofinterest&utm_medium=text&utm_campaign=cppst
[5] Setti L, Passarini F, De Gennaro G, et al:
„Mögliche Rolle des Feinstaubs bei der Verbreitung von Covid-19 in Oberitalien: erste Beobachtungsstudie basierend auf der ursprünglichen Verbreitung “
BMJ Open 2020;10:e039338. doi: 10.1136/bmjopen-2020-039338